KKV-Aktuell, Dezember 2024


Foto: Thomas Michalski

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Mystische Pflanze in der vorweihnachtlichen Dekoration – die Mistel

Für die Druiden – Hohepriester in Gallien und in Britannien- sozusagen unsere eisenzeitlich-keltischen Vorfahren – war die Mistel die heiligste aller Pflanzen.
Unsere Vorfahren hängten Mistelzweige zum Schutz vor Feuer und bösen Geistern an die Hauswand. Dann war sie lange in Vergessenheit geraten, nun macht die alte Zauberpflanze Mistel bei uns eine neue Karriere als trendiger Weihnachtsschmuck.
Bei den keltischen Völkern war die Mistel heilig und ein Symbol des Friedens. In ihrem Zeichen versöhnten sich Feinde und gaben sich den Friedenskuss. Hierher rührt der englische Brauch, dass zur Weihnachtszeit ein Mistelbusch über die Tür gehängt wird und jedes junge Paar sich darunter küssen darf. Die Engländer nannten die weißen Früchte deshalb auch „Kusskugeln“.
Der Brauch, die Mistel als Weihnachtsdekoration zu benutzen, ist heute verbreitet.
Die weißen Beerenfrüchte der Misteln reifen im Dezember und so werden die Mistelzweige auch in Blumengeschäften angeboten. Man hängt sie an Lampen oder stellt sie in einer Vase auf den Tisch.
Misteln gehören zu den sehr langsam wachsenden Gehölzarten. Nach etwa 5 Jahren blühen sie das erste Mal; bei einem Durchmesser von 50 Zentimetern sind die Pflanzen etwa 30 Jahre alt!

Regina Michalski

Vorwort

Liebe KKVer!

Von Herzen gern wünschen wir einander „Frohe, friedliche und gesegnete Weihnachten!“ Das Fest lässt uns ein paar Tage über dem Alltag schweben, wie wenn wir über eine Brücke fahren und nicht daran denken, welche Pfeiler diese Brücke tragen.
Am Heiligen Abend – zum Geburtsfest Jesu – wird der Papst das Heilige Jahr 2025 ausrufen unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Die Ewige Stadt erwartet rund 25 Millionen Gäste.  
Die christlichen Kirchen denken 2025 an das erste große Konzil, das vor 1700 Jahren in Nicäa (nahe Istanbul) zusammentrat. Es sollte klären, wer dieser Jesus ist, den wir den Christus nennen: Ein Jubiläum im Jubeljahr!
Kaiser Konstantin hatte 313 den Christen die freie Ausübung ihrer Religion gestattet. Die brutalen Christenverfolgungen brachten große Unruhe im Reich. „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“, das galt auch damals. Der Streit unter den Christen, damals mehr als ein Drittel der Bevölkerung, war öffentlich und heftig. Ein Wortführer war der Priester Arius in Alexandrien, damals zweitgrößte Stadt im Römerreich.
Arius sagte: Gott hat Jesus bei der Taufe im Jordan als Sohn adoptiert. Viele – auch Bischöfe – fanden das plausibel, aber viele auch nicht. Man warf einander Irrglauben vor. Da griff der Kaiser ein und rief zum Konzil nach Nicäa. Er übernahm alle Kosten und eröffnete persönlich (angetan mit einem golddurchwirkten Gewand) die Bischofsversammlung am 20. Mai 325. Man tagte in seinem Sommerpalast. Er nahm daran nicht teil und mischte sich nicht ein. Aber er wollte am Ende ein Ergebnis sehen.
Wie sollte man diesen Konflikt lösen? Die Bischöfe und ihre Theologen hatten ein gemeinsames Rüstzeug. Sie waren vertraut mit den philosophischen Begriffen der griechischen Philosophie. Die Dispute und die Definitionsversuche gingen bis an den Rand sprachlicher Möglichkeiten. Wie kann man den Glauben in Worte fassen?
Das empfanden die Gelehrten auch damals schon. So beobachtet Hilarius von Poitier mit großer Sorge, „dass wir durch die Irrlehren zum Übergriff durch Übergriff gedrängt werden, so dass also, was in der gläubigen Innerlichkeit des Herzens verborgen bleiben sollte, nun der Gefährdung durch das Menschenwort ausgesetzt ist.“
Es ging darum, den christlichen Gott als Vater, Sohn und Geist auf den Begriff zu bringen:
• Sind diese drei Personen nur die Erscheinungsweisen des einen Gottes? (Modalismus)
• Ist der Sohn dem Vater untergeordnet, ja sein Geschöpf und nicht ewig? (Arius)
Am 25. Juli 325 konnte Konstantin die Versammlung schließen. Das Konzil hatte das Nicänische Glaubensbekenntnis beschlossen, die Grundlage unseres „großen“ Credo. Da heißt es: „Der Sohn ist wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich mit dem Vater“. Arius und zwei Bischöfe, die das nicht annehmen wollten, wurde ausgeschlossen.
Auch der Ostertermin wurde in Nicäa festgelegt und gilt bis heute. Den Klerikern erlaubte das Konzil nur das Zusammenleben mit weiblichen Verwandten oder Frauen, die keinen Verdacht erregen.  
Die Streitereien waren damit nicht beendet. Die Arianer waren viele,
auch die folgenden Kaiser Konstantinus und Valens gehörten dazu. Sie unterstützten die Irrgläubigen und verbannten manchen rechtgläubigen Bischof. Kaiser Theodosius (347 – 395), der Große, griff in die Glaubensstreitigkeiten ein und berief 381 das Konzil von Konstantinopel. Dort wurden die Abweichler von Nicäa verurteilt und sein Credo erweitert, um die Gottheit des Heiligen Geistes zu bekräftigten: Das ist unser „Großes Glaubensbekenntnis“ (siehe Gotteslob 586), das Nicäno-Konstatinopolitanische Credo.
Noch zwei Konzile mussten sich mit der Frage befassen: Wer ist Jesus? 431 hielt das Konzil in Ephesus fest, dass in der Person Jesus Christus Gott und Mensch in einer Natur verbunden sind. Hier wird Maria „Gottesgebärerin“ – nicht „Christusgebärerin“ – genannt, weil sie den Gott und Menschen Jesus Christus geboren hat; wir gebrauchen heute das Wort „Gottesmutter“.
So wird Maria zu einem „Schlüssel“ für den Glauben an Jesus. In Rom wird die Basilika Santa Maria Maggiore gebaut. 354 setzte Papst Liberius den Termin für Weihnachten fest: 25. Dezember. Was die Kirche glaubt, das feiert sie auch.
451 rief Kaiser Marcin zum Konzil in Chalcedon. Es hatte bereits einige Kirchenversammlungen gegeben – ohne Rom! Man sagte: „Räubersynoden“! Papst Leo I. bekam spontan Zustimmung, als er die beiden Naturen in Christus erläuterte: Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, beide Naturen sind in einer Person unvermischt und ungetrennt. Vier Konzile schafften Klärung, aber nicht alle akzeptierten. Der Streit geht durch die Jahrhunderte: Wer ist Jesus?
Das Credo ist uns vertraut. Aber wir können die Gegensätzlichkeiten der Begriffe nicht auflösen. Unser Glaube drückt sich in Paradoxen aus:
Gott wird Mensch, die Jungfrau Maria wird Mutter, der Gekreuzigte gilt als Sieger, unser Sterben ist Beginn ewigen Lebens, unter Brot und Wein ist Gott gegenwärtig …
Wenn zu Weihnachten gefragt wird: Wer ist eigentlich Jesus? und Sie nicht die richtige Formulierung finden: Halten Sie das aus! Unsere Worte können es nicht beschreiben. Aber manches Weihnachtslied kommt ihm nahe. Mein liebstes Festlied ist im Gotteslob Nr. 256.
Ihnen allen ein frohes, friedliches und gesegnetes Geburtsfest Jesu!

Prälat Heinrich Günther

KKV-Aktuell, November 2024


Foto: Thomas Michalski

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Das Tor, das auf der Vorderseite des Hefts abgebildet ist, gehört zum jüdischen Friedhof am Moritzberg und liegt am Ende der Bennostraße. Er wurde in erster Linie von 1800 bis 1849 genutzt. Die letzte Beisetzung auf dem Friedhof fand 1920 statt. Erhalten sind auf der Restfläche 29 Grabsteine, die lange Zeit lagen aber 2019/2020 aufgestellt wurden.
Heute umgibt ein Holzzaun den wiederhergestellten Friedhof. Der Zugang zu dem kleinen Areal, das früher einmal zum Flecken Moritzberg gehörte, ist das oben genannte Tor.
Einen zweiten jüdischen Friedhof findet man an der Teichstraße Ecke Binderstraße. Dieser Friedhof wurde um 1600 angelegt – damals außerhalb der Stadt wie alle jüdischen Friedhöfe. Ab 1892 wurde der Friedhof nicht mehr belegt und ein neuer Friedhof (Teil des Nordfriedhofs) wurde angelegt. Heutiger Eigentümer des Friedhofsgeländes ist der Landesverband jüdischer Gemeinden in Niedersachsen.
Ein dritter jüdischer Friedhof in Hildesheim entstand zusammen mit dem neuen Zentralfriedhof, heute Nordfriedhof. Das separate jüdische Gräberfeld mit einer Aussegnungshalle hat den Zugang an der Peiner Straße und führt durch ein ähnliches schmiedeeisernes Tor wie das vom Moritzberg.
Dieser Friedhof wird heute noch genutzt.
Jüdische Friedhöfe bleiben (in der Regel) immer bestehen.

Regina Michalski

Vorwort

Katholiken in der Wirtschaft!?!?

Liebe KKVerinnen und KKVer,

unser KKV hat den schönen Namen „Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung“,
der sich aus einer Aktualisierung des Gründungsnamens „Katholischer kaufmännischer Verein“ entwickelt hat. Es ist gut, dass der KKV keine „Standesorganisation“ mehr ist.
Aber was bedeutet es eigentlich heute, ein „Katholik/Christ in der Wirtschaft“ zu sein?
( … das Stichwort „Verwaltung“ lasse ich einfach erstmal weg!)
Nicht nur Unternehmer und Manager sind in der Wirtschaft aktiv, sondern wir alle: Wir beziehen Einkommen, sind Konsumenten und Verbraucher, gehen mit Geld um, sind Sparer. Viele sind Geldanleger, haben etwas „auf der hohen Kante“. Viele treffen verantwortliche Entscheidungen über Geld, die nicht nur sie selbst betreffen, z.B. in der Familie, in Unternehmen, im Kirchenvorstand oder im Verein.
Wir leben – zum Glück – in einer Marktwirtschaft, in der wir weitgehend frei entscheiden können, wofür wir unser Geld ausgeben und wie wir Ersparnisse anlegen. Der Wohlstand, über den sich in Deutschlang viele, wenn auch nicht alle, Menschen freuen können, macht unsere Entscheidungsfreiheit noch erheblich größer! Aber Freiheit heißt immer auch Verantwortung.
Was macht also einen „Christen in der Wirtschaft“ aus?  Sicher mehr als gelegentlich eine ordentliche Spende! Christen sind wir nicht nur am Sonntagvormittag in der Kirche, sondern die ganze Woche. Unsere christlichen Werte gelten auch für unsere wirtschaftlichen Aktivitäten, unseren Umgang mit Geld! Sind wir uns dieser Verantwortung bewusst? 
Jeder Einkauf, jede Geldanlage, jede wirtschaftliche Entscheidung hat nicht nur ökonomische Auswirkungen, sondern genauso soziale und ökologische: Wo kaufe ich ein, was kaufe ich, welches Auto fahre ich, wie heize ich, welche Urlaubsreisen mache ich, wie investiere ich meine Ersparnisse, usw.  . . .
Wer sich damit ernsthaft beschäftigt kommt zu interessanten, manchmal auch erschreckenden Erkenntnissen. Als Christ sollte man den Mut dazu haben! Aber man muss ehrlich sein und darf sich nicht überfordern! Nicht alle Zusammenhänge kann man überblicken und oft wird die Bewertung durch Vereinfachungen und Ideologie verzerrt. Trotzdem lohnt sich die Mühe!
Die gute Nachricht: Es gibt ein ungeheuer großes Potential für positive Wirkungen. Und unser marktwirtschaftliches System ist sensibel und flexibel: Schon die Verhaltensänderung einer kleinen Käufer- oder Anlegergruppe kann eine Anpassung des Angebots auslösen.
Vielleicht können wir im KKV diese Themen aufgreifen und darüber in kleinerer oder größerer Runde diskutieren? Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Sachverstand und Ehrlichkeit. Schließlich sind wir die „Katholiken/Christen in der Wirtschaft“.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Michalski