KKV-Aktuell, Ausgabe 3-2023


Foto: Thomas Michalski

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Engel sind von Gott erschaffene Geistwesen, die in Menschengestalt und mit Flügeln versehen als Bote zwischen Gott und den Menschen wirken.

Engel sind Boten Gottes

  • Engel stehen vor dem Thron Gottes
  • Engel begleiten in Gefahren
  • Engel überwinden die Ferne zu Gott
  • Engel überbringen Botschaften

In der Michaeliskirche finden wir 13 Engel-Stuckaturen in der Engelschorschranke, von denen der linke auf dem Titelbild zu sehen ist.
Die nördliche Chorschranke (Engelschorschranke) in der Vierung vor dem Westchor der Michaeliskirche beweist die Farbenfreudigkeit des hohen Mittelalters. Sie ist durch Stuckaturen reich geschmückt. Unter den Engeln sind Fabelwesen zu sehen.

In der Passion werden neben dem Engel/den Engeln am Grab (Mt 28,25/ Lk 24,23/ Joh 20,12), die den Frauen erschienen, an zwei weiteren Stellen Engel erwähnt:
Mt 26,53: Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?
Lk 22,43: Da erschien ihm (Jesus) ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.

Regina Michalski
Foto Thomas Michalski

Vorwort

Das wünsch’ ich sehr,
dass immer einer bei mir wär’,
der lacht und spricht:
Fürchte dich nicht.

Liebe Verbandsbrüder und Verbandsschwestern,

wer wünscht sich das nicht? Wer wünscht sich nicht Menschen an seiner Seite, die mit ihm gehen, die mit ihm lachen und weinen, die verstehen und trösten?
Da verspricht uns einer „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt!“
Und was tut er?
Als seine Jünger kommen und ihm von der Enthauptung des Johannes erzählen, besteigt er ein Boot und setzt sich ab in eine einsame Gegend.
Als er einen Aussätzigen geheilt hat, geht er weg und hält sich nur noch außerhalb der Städte auf.
40 Tage geht er in die Wüste, um allein zu sein, seine Ruhe zu haben.
Ist er genervt durch die vielen, die ihm nachlaufen? Will er nichts mehr mit ihnen zu tun haben? Macht er sich aus dem Staub? Ist er ein Drückeberger?
Warum sucht Jesus die Einsamkeit?
Warum geht er in die Wüste?
Immer dann, wenn er Ruhe braucht, wenn er Klarheit sucht, wenn er sich auf einen schweren Weg vorbereiten muss.
Die Wüste ist der Ort, wo nichts mehr ist außer Öde und Leere, wo nichts mehr ist, was uns ablenken kann, wo wir unseren Gefühlen ausgeliefert sind. –
Wir brauchen Wüstenzeiten, wo uns zunächst alles überfällt, uns aufrüttelt, erschüttert, wo dann aber nach und nach von uns abfällt, was uns hindert, was uns quält, was uns so ausfüllt, dass wir den Blick für das Wesentliche verlieren.
Jetzt ist die Zeit, bei sich selbst einzukehren:

                                     F A S T E N Z E I T

Täglich werden wir überfallen von schlimmen Nachrichten aus aller Welt. Man möchte sich Augen und Ohren zuhalten, um all das Schreckliche nicht zu erleben.
Die Menschen sehnen sich nach Frieden. Aber woher soll er kommen?
Die Gier nach Macht, nach „immer mehr haben wollen“ steht dem entgegen. Dafür werden ganze Orte zerbombt, Menschen vertrieben und getötet.
A
lle diese Zeichen erfordern Umkehr. Auf welche Weise geben sie uns Anlass zur Besinnung?
In einem Lied heißt es:

„Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde,
heute wird getan oder auch vertan,
worauf es ankommt …“

Wir fragen uns: Was können wir tun? Wie gehen wir miteinander um? Wie sieht es aus mit unserer Gesprächskultur? Welche Zeit benötigen wir, damit wir das Gefühl haben, am Leben der anderen teilzunehmen? Können wir wirklich zuhören? Wie beurteilen wir unsere Beziehung zu Gott? Möchten wir auch hier einen Neuanfang wagen?
Lassen Sie uns anfangen!
Eine gesegnete Fastenzeit wünscht Ihnen                            

Christa Bertram

KKV-Aktuell, Ausgabe 2-2023


Foto: Thomas Michalski

Zum Titelbild

In der durch Bischof Bernhard gegründeten Klosterkirche von St. Godehard im Jahre 1133 sind zwei bedeutsame ornamentierte Türbogenfelder (Tympana) vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewahrt geblieben.
Auf den Tympana der St.-Godehard-Basilika sind zwei Verkündigungsarten vertreten:
am Hauptportal des nördlichen Seitenschiffes eine a b l e s b a r e Christusdarstellung zwischen Heiligen (Titelbild), am Portal des südlichen Seitenschiffes eine s y m bol h a f t e, bisher nicht gedeutete Komposition von Baummotiven:

Auf dem Bogenfeld des Hauptportals dominiert in der Mitte Christus als Halbfigur zwischen zwei durch Mitra und Nimbus (Heiligenschein) gekennzeichneten seitlichen Halbfiguren. Bei der rechten Figur mit dem
Modell der Godehardikirche in der linken Hand muss es sich um den Kirchenstifter Bischof Bernhard (1130-1153) handeln. Die andere Bischofsfigur mit dem Buch in der Hand stellt den Kirchenpatron Godehard dar.
Bei beiden Darstellungsweisen haben die Bildwerke in der Regel belehrende oder ermahnende Tendenz mit dem Ziel, den Betrachter aufzufordern, das Gute im Sinne des Evangeliums zu tun und den Heiligen nachzueifern, um die verheißene Seligkeit zu erlangen. Dabei nehmen Weltgerichtsvisionen nach der Offenbarung des Johannes einen besonderen Raum ein.

Quelle: Kurt Fleige, Die symbolhaft verschlüsselte Endzeit-Verheißung auf Tympanon-Relief von St. Godehard Hildesheim

Regina Michalski

Foto Thomas Michalski

Vorwort

Versuche einer Annäherung

Liebe KKVerinnen und KKVer!

Jemand, der sich dem Portal der Godehardbasilika in Hildesheim nähert und dabei den Blick aufrichtet, entdeckt ein Tympanon (s. Titelseite) mit der plastischen Darstellung eines Christusbildes in seiner Mitte. Ein solches Bildwerk bleibt aber nur ein „Bild“, ein Hilfsmittel, um Wirklichkeiten und das, was gemeint ist, nachvollziehbarer zu verstehen: seine geistig/geistliche Dimension.

Was könnte Christus dem Besucher heute sagen wollen?

I. Vielleicht:

… es ist gut, dass Du jetzt da bist, überhaupt, dass es Dich gibt, denn ich will, dass Du bist. Ich habe Dein Innerstes geschaffen, Dich gewoben im Schoß Deiner Mutter (Ps 139,13).
Sei gewiss, dass Du mir immer willkommen bist. Ich möchte Dir meine Nähe zeigen, Dich bedingungslos annehmen und beschenken, so wie Du bist.
Daher: Fürchte Dich nicht, denn Du musst nicht um Erlaubnis bitten, Du selbst zu sein.
Ich bin da für Dich und ich bleibe Dir treu, denn ich kann mich nicht selbst verleugnen! Tritt ein in einen heiligen Raum, in die heilende Sphäre Gottes, der Dich in eine ungeahnte Begegnung mit ihm führen möchte und Dich bei ihm zu Ruhe, Trost und Frieden kommen lassen will.

II. Vielleicht:

… eingetaucht in das „Milieu Dieu“ spürst Du an diesem „Anders-Ort“ eine fast betroffen machende Wertschätzung und Nähe unter dem Blick der Liebe des absolut Guten, der eine innere, tiefe, persönliche Beziehung zu Dir ersehnt, der Dich ernst nimmt und sich Dir in den Gestalten von Brot und Wein ganz schenken will. Mit einer Liebe, die fragt: „Woran leidest Du?“ und: „Was willst Du, dass ich Dir tue?“ (Mk10,51). Im Haus meines Vaters möchte ich Dir einen Platz bereiten. Mach Dich auf den Weg zu mir und lass mich Dein Gott sein, denn ich rufe Dich in meine Nachfolge ohne Wenn und Aber (LK 9,57-62) dorthin, wo Gott alles in Allem ist. Geh den inneren Weg mit mir zum Licht und erinnere Dich an Mose: Ich bin Feuer und Flamme auch für Dich, obwohl ich Geheimnis bleiben muss, denn sonst würde ich nicht Gott sein.
Bedenke: Dieses „Milieu Dieu“ ist sicher keine emotionale Kuschelecke für eine ach wie nette, schöne, christentümliche Gefühlswelt von Gleichgesinnten oder für eine leichtfertige, fromme Überheblichkeit. Du musst hier nicht Deine eigene Wichtigkeit inszenieren. Es geht vielmehr um Dein Leben in meiner Nachfolge (s. Mt 5-7), um Deine Hoffnung und Dein Ur-Vertrauen, um Deine Glaubens-Überzeugung und das Erkennen der Zeichen der Zeit, und um die Zeichen der Anwesenheit Gottes mit seinem Geist hinter allen Dingen und in Dir, mit einer immer für Dich fraglos da-seienden, unhintergehbaren, zuvorkommenden Liebe. (1 Johannes 4,8-12)

III. Vielleicht:

… wenn Du jetzt wieder hinausgehst in Deinen Alltag und mir nachfolgst, kann uns nichts trennen (Römer 8,31-39), denn längst bist Du eingetreten in das Reich Gottes, das schon mitten unter uns ist.
Selbst das derzeit wenig ansehnliche Erscheinungsbild der institutionellen Seite von Kirche, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint mit ihrer ramponierten Glaubwürdigkeit, und über das Du Dich zu Recht empörst, lässt Dich am Ende gelassen bleiben und nicht mutlos werden. Du wirst es daher nicht überschätzen, denn wer sich an Gott bindet und an ihm festhält, wird frei und unabhängig von allem Anderen. Sei mein Jünger, der nicht perfekt sein muss, der aber durch mich das wahre Wesen Gottes kennt: Liebe, Güte und Barmherzigkeit, und zwar bedingungslos und leistungsfrei.
Bleib in mir (Joh 15,4) auch wenn es heute alles andere als leicht ist, mich in Deinem Innersten zu verteidigen, und bleib empfänglich für mein Evangelium, denn ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. (Joh. 14,6)

Liebe KKVerinnen und KKVer!

Wie geht Christsein heute? (…damit die Sache Jesu weitergeht?)
Vielleicht, indem ich zuversichtlich:
… den eigenen Gotteserfahrungen traue?
… meine Gottesbeziehung als Geschenk annehme und darauf antworte?
… im Alltag schlicht und einfach ein glaubhafter Zeuge meiner Hoffnung bin
… mich zweckfrei dem Geheimnis Gottes überlasse, denn Gott allein genügt?
… Gott wahrnehme im konkreten Anderen (einem Bedürftigen, Mt 25,40), und … in der Erfahrung von Freundschaft und Liebe?
… die Bibel lese,… bete, …einfach lebe,
… bei Jesus bleibe, (Joh 15,4)…?

Ein Hymnus:

Auf dem tiefsten Grund meiner Seele            Im innersten Raum meines Herzens
wohnst Du in deinem Schweigen,                   wachst du in aller Stille,
atmest du in deiner Treue,                              wartest du in unendlicher Geduld,
wirkst du durch deine Kraft,                            bist Du wahrhaft gegenwärtig,
mein Gott in mir.                                               mein Gott in mir.

Auf dem heiligen Boden in mir                        Auf meinem inneren Weg
erscheinst Du in dornigem Feuer,                    gehst Du mit mir,
suchst du das Gespräch mit mir,                      stehst du zu mir,
offenbarst Du mir deinen Namen,                   führst du mich zum Licht,
mein Gott in mir.                                                verlässt du mich nicht,
mein Gott in mir.
(Paul Weismantel)

Herzlich, Ihr
Heiner Flohr

Foto: Ausschnitt, Thomas Michalski