KKV-Aktuell, November 2024


Foto: Thomas Michalski

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Das Tor, das auf der Vorderseite des Hefts abgebildet ist, gehört zum jüdischen Friedhof am Moritzberg und liegt am Ende der Bennostraße. Er wurde in erster Linie von 1800 bis 1849 genutzt. Die letzte Beisetzung auf dem Friedhof fand 1920 statt. Erhalten sind auf der Restfläche 29 Grabsteine, die lange Zeit lagen aber 2019/2020 aufgestellt wurden.
Heute umgibt ein Holzzaun den wiederhergestellten Friedhof. Der Zugang zu dem kleinen Areal, das früher einmal zum Flecken Moritzberg gehörte, ist das oben genannte Tor.
Einen zweiten jüdischen Friedhof findet man an der Teichstraße Ecke Binderstraße. Dieser Friedhof wurde um 1600 angelegt – damals außerhalb der Stadt wie alle jüdischen Friedhöfe. Ab 1892 wurde der Friedhof nicht mehr belegt und ein neuer Friedhof (Teil des Nordfriedhofs) wurde angelegt. Heutiger Eigentümer des Friedhofsgeländes ist der Landesverband jüdischer Gemeinden in Niedersachsen.
Ein dritter jüdischer Friedhof in Hildesheim entstand zusammen mit dem neuen Zentralfriedhof, heute Nordfriedhof. Das separate jüdische Gräberfeld mit einer Aussegnungshalle hat den Zugang an der Peiner Straße und führt durch ein ähnliches schmiedeeisernes Tor wie das vom Moritzberg.
Dieser Friedhof wird heute noch genutzt.
Jüdische Friedhöfe bleiben (in der Regel) immer bestehen.

Regina Michalski

Vorwort

Katholiken in der Wirtschaft!?!?

Liebe KKVerinnen und KKVer,

unser KKV hat den schönen Namen „Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung“,
der sich aus einer Aktualisierung des Gründungsnamens „Katholischer kaufmännischer Verein“ entwickelt hat. Es ist gut, dass der KKV keine „Standesorganisation“ mehr ist.
Aber was bedeutet es eigentlich heute, ein „Katholik/Christ in der Wirtschaft“ zu sein?
( … das Stichwort „Verwaltung“ lasse ich einfach erstmal weg!)
Nicht nur Unternehmer und Manager sind in der Wirtschaft aktiv, sondern wir alle: Wir beziehen Einkommen, sind Konsumenten und Verbraucher, gehen mit Geld um, sind Sparer. Viele sind Geldanleger, haben etwas „auf der hohen Kante“. Viele treffen verantwortliche Entscheidungen über Geld, die nicht nur sie selbst betreffen, z.B. in der Familie, in Unternehmen, im Kirchenvorstand oder im Verein.
Wir leben – zum Glück – in einer Marktwirtschaft, in der wir weitgehend frei entscheiden können, wofür wir unser Geld ausgeben und wie wir Ersparnisse anlegen. Der Wohlstand, über den sich in Deutschlang viele, wenn auch nicht alle, Menschen freuen können, macht unsere Entscheidungsfreiheit noch erheblich größer! Aber Freiheit heißt immer auch Verantwortung.
Was macht also einen „Christen in der Wirtschaft“ aus?  Sicher mehr als gelegentlich eine ordentliche Spende! Christen sind wir nicht nur am Sonntagvormittag in der Kirche, sondern die ganze Woche. Unsere christlichen Werte gelten auch für unsere wirtschaftlichen Aktivitäten, unseren Umgang mit Geld! Sind wir uns dieser Verantwortung bewusst? 
Jeder Einkauf, jede Geldanlage, jede wirtschaftliche Entscheidung hat nicht nur ökonomische Auswirkungen, sondern genauso soziale und ökologische: Wo kaufe ich ein, was kaufe ich, welches Auto fahre ich, wie heize ich, welche Urlaubsreisen mache ich, wie investiere ich meine Ersparnisse, usw.  . . .
Wer sich damit ernsthaft beschäftigt kommt zu interessanten, manchmal auch erschreckenden Erkenntnissen. Als Christ sollte man den Mut dazu haben! Aber man muss ehrlich sein und darf sich nicht überfordern! Nicht alle Zusammenhänge kann man überblicken und oft wird die Bewertung durch Vereinfachungen und Ideologie verzerrt. Trotzdem lohnt sich die Mühe!
Die gute Nachricht: Es gibt ein ungeheuer großes Potential für positive Wirkungen. Und unser marktwirtschaftliches System ist sensibel und flexibel: Schon die Verhaltensänderung einer kleinen Käufer- oder Anlegergruppe kann eine Anpassung des Angebots auslösen.
Vielleicht können wir im KKV diese Themen aufgreifen und darüber in kleinerer oder größerer Runde diskutieren? Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Sachverstand und Ehrlichkeit. Schließlich sind wir die „Katholiken/Christen in der Wirtschaft“.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Michalski

KKV-Aktuell, Oktober 2024

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Sind Sie ein Glückspilz?
Früher lieber nicht, weil das früher mal eine Art Schimpfwort war!
Vor etwa 200 Jahren hat man so Menschen bezeichnet, die in kurzer Zeit reich oder mächtig geworden sind – weil sie wie ein Pilz aus dem Boden geschossen sind. Glückspilz war also ein anderes Wort für einen Emporkömmling. Und die Menschen haben das damals eher abfällig gemeint.
Irgendwann hat sich die Bedeutung dann geändert: Wer unerwartet oder sehr oft Glück hat, der wird als „Glückspilz“ bezeichnet. Weil das Glück einfach so kam, wie ein Pilz aus dem Boden. Manchmal sagt man zu solchen Leuten auch Glückskind oder Sonntagskind.
Das Wort hat heute keine negative Bedeutung mehr.
Neben dem Hufeisen und dem vierblättrigen Kleeblatt zählt der Fliegenpilz zu den beliebtesten Glückssymbolen. Man findet ihn auf Glückwunschkarten und in bebilderten Märchenbüchern und eben auf unserer Titelseite.
Warum der Fliegenpilz als Glückssymbol gilt, lässt sich nicht genau erklären. Es wird vermutet, dass die Bedeutung daher rührt, dass der Pilz (auch Narrenschwamm genannt) von unseren germanischen Vorfahren als Rauschmittel eingesetzt wurde – Glücksgefühle sollten die Kämpfer mutiger machen.
Der Fliegenpilz wurde von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) zum Pilz des Jahres 2022 gekürt. In Mitteleuropa wächst er nur selten, man findet ihn besonders in warmen Eichenwäldern oder unter Edelkastanien im Mittelmeergebiet.
Warum der Fliegenpilz Fliegenpilz heißt?
Mit Fliegenpilzen hat man früher Fliegen betäubt. Dazu hat man Fliegenpilz-Hüte in eine Schale mit Milch mit einem Stückchen Zucker getränkt. Nachdem die Fliege davon getrunken hatte, war sie bewusstlos. Nach einer Weile wurde sie wieder munter.

Regina Michalski

Vorwort

Erntedank

Erntedank feiern: Das heißt, die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit in ihrer ganzen Vielfalt in den Mittelpunkt zu rücken. Das ist gut so, auch wenn wir vom Säen und Ernten, abgesehen vom heimischen Garten oder aus der Landwirtschaft, ja gar nicht mehr so viel an Erntegaben mitbekommen.
Daher ist es gut, wenn wir – jede und jeder von uns- das ganz persönliche Erntedankfest und damit einen ganz neuen Blickwinkel auf die eigene, persönliche und einzigartige Lebensernte eröffnen.
Die Erntegaben als Altarschmuck zeigen eine Vielfalt und Fülle, in der die meisten von uns leben dürfen. Auch manche exotische Frucht bezeugt uns die weltumspannende Verbundenheit mit den Ernten von Menschen fremder Kulturen.
Ernte heißt aber auch, auf das Gewordene und die Ergebnisse meines ganz persönlichen Erntejahres zurückzuschauen.
Bei allem Ernte-Dank drängen sich auch schon die nächsten Fragen auf: Was von meiner Ernte will ich behalten? Was kommt in die Vorratskammer? Was bleibt liegen? Was kam nicht zur Entfaltung? Was wird Abfall und kommt auf den Misthaufen?
Beim Ernte-Dank bleiben viele Fragen offen: Wer zahlt welchen Preis für welchen Fortschritt? Ist wirklich alles machbar, und zwar sofort? Muss ich wirklich alles haben können, um glücklich zu werden? Wir haben die Grenzen des Wachstums längst überschritten. Gibt es ein sinnvolles Einhalten?
Spätestens hier werden mir Miss-Ernten und Verdorbenes, Beschränktheit und Absurdes bewusst. Auch die Spreu, die sich vom Weizen trennt und die mich ans Eingemachte gehen lässt. Was ist der Sinn und das Ziel unseres Tuns?
In alle diese Fragezeichen beschreibt der Evangelist Markus (Mk 4,28-29) in einem Gleichnis etwas ganz Alltägliches, das Wachsen einer Saat bis zur Ernte. Und sein Gleichnis beinhaltet doch so viel Geheimnisvolles und Faszinierendes.
Eigentlich ein ganz unspektakulärer Vorgang, unzählige Male wiederholt, sogar verbessert und weiterentwickelt, mit Düngemitteln Ertrag gesteigert, mit gentechnischer Veränderung, maschineller Ernte und ökologisch-ökonomischer Effizienz den Gewinn maximiert. Aber zu welchem Preis und mit welchem Wert?
Und hier bekommt dieses scheinbar unscheinbare Gleichnis vom Wachsen der Saat seine geheimnisvolle und faszinierende Bedeutung für eine großartige und weltbewegende Botschaft, die Jesus in den Worten des Evangelisten damals wie auch heute verkündet.
Gott lässt wachsen und gedeihen durch alle Wetter hindurch: durch Sonne und Regen, durch Sturm und Unwetter und alle Jahreszeiten unseres Lebens.
Daher kann ich heute auch meinen persönlichen Erntedank halten. Mir klar machen, wofür und für welche Früchte meines Lebens ich dankbar bin und welche Erfahrungen ich nicht missen möchte.
Ich kann dankbar sein für Gewachsenes und Gewordenes, aber auch für das Neue, das heranwächst. Danke für die Früchte der gemeinsamen Arbeit, für die Begegnungen und Herausforderungen im KKV.
Meine Dankbarkeit macht mir Mut, Notwendiges gelassen und dennoch mutig und engagiert anzugehen und mitzugestalten.
Gehen Sie den Weg mit und gestalten Sie die Zukunft und pflegen Gewachsenes und Neues in unserem KKV.

Einen erfolgreichen Rückblick auf Ihr persönliches Erntejahr
wünscht Ihnen
Peter Schüller